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Bau eines Dugouts

Die Reise nach Coober Pedy verlief ohne Zwischenfälle oder Pannen. Ich nahm es gemütlich und nach drei Tagen hatte ich die lange Strecke geschafft. Ein paar Tage bevor ich nach Sydney ging, saß ich eines Abends mit meinem Nachbarn Martin zusammen, in seinem Dugout welches mich immer wieder an ein Schallplattencover von Andreas Vollenweider erinnerte. Oder auch an Yodas Behausung im Film Star Wars. Wenig Tageslicht und kleine gewölbte Räume, am Boden war Kies ausgestreut damit beim herumgehen weniger Staub aufgewirbelt wurde. Stellenweise waren sogar Teppichreste ausgelegt. Die meisten Möbel waren über 30 Jahre alt, vielleicht nicht unbedingt schön, aber zweckmäßig. Möbelkauf im Outback richtete sich nur nach Zweckmäßigkeit, man konnte froh sein, überhaupt etwas zu finden. In der Nacht mit Kerzenlicht beleuchtet ergab das aber eine sehr angenehme Atmosphäre. Im Wohnraum stand ein Klavier in dem die Stereoanlage eingebaut war. Martin selber war etwas über 50 Jahre alt, oder sah wenigstens so aus mit seinem sonnengegerbten und zerfurchtem Gesicht. Er war etwa 1 Meter 60 groß und wurde somit meistens "Little Martin" genannt, so wußte jedenfalls jedermann welcher Martin gemeint war. Das ging mir übrigens genau so, denn es gab noch einen großen Roland im Ort, irgendwie mußte man ja die Leute auseinanderhalten können. Martin kam vor fast dreissig Jahren mit dem Schiff nach Australien. 10 Pfund kostete es damals, es war irgendein Programm um Australien etwas mehr zu bevölkern. Diese Einwanderer wurden damals "ten-pound-Pommies" genannt. Martin sprach mit einem richtigen englischen Akzent und wenn man ihm so zuhörte in dem schummrigen Licht hätte er durchaus auch als Guru auftreten können. Ben, mein anderer Nachbar hatte mich mit ihm bekannt gemacht weil Martin ein Grundstück zu verkaufen hatte. Dieses Stück Land war etwa 10`000 Quadratmeter groß und war nicht weit entfernt. Es wurde dort vor 30 Jahren Opal gesucht und die Mine war noch immer vorhanden. Sie war von einer Seite eines Bulldozercuts zugänglich, aber innen waren nur Räume welche halb gefüllt mit Schutt waren und es war noch absolut nichts gebaut. Martin lebte die erste Zeit dort als er nach Coober Pedy kam. Er hatte kein Geld zu bauen oder etwas zu mieten und war nur froh, nicht in der Hitze sein zu müssen. Es würde es mir wohl kaum anders gehen am Anfang. Da noch 4 weitere Bulldozercuts auf dem Grundstück waren, hatte es einen gewissen Wert, weil es heutzutage einige tausend Dollar kosten würde, diese Arbeit zu verrichten. Wir einigten uns auf 8000 Dollar und das war nur für die "Lease". d.h. das Land gehörte eigentlich dem Staat aber Martin hatte es auf seinen Namen gepachtet. Es war kurzfristig gesehen eine billigere Lösung. Anstelle dem Staat das Land abzukaufen, zahlte man einfach etwa 300$ pro Jahr Miete für des Grundstück. Ein halbes Jahr später kaufte ich dem Staat das Land für 3700$ ab, das nannte sich dann Freehold und gehörte somit mir. Später erhielt ich dann noch ein Schreiben von irgendeinem Amt welches mir versicherte, daß mein Land vor jeglichen Ansprüchen der Aboriginals sicher sei. Das ist immer wichtig in Australien, denn wer wird denn schon gerne enteignet weil plötzlich wieder eine heilige Stätte auftaucht? Als ich dann im Januar von Sydney zurückkam, war alles ziemlich chaotisch auf meinem neuen Grundstück. Wie gesagt, es war nur eine alte Mine, kein Wasser, kein Strom und im Untergrund war einfach nur ein großer Raum welcher etwas Platz bot. Aber ich wußte was mich erwartete und hatte mir deswegen den Campervan gekauft. In diesem hatte ich vor zu leben bis der Dugout bewohnbar war. Es war Januar und somit mitten im Australischen Sommer, die Temperatur erreichte bis zu über 50 Grad Celsius im Schatten. Es war natürlich nicht gerade ideal unter freiem Himmel zu wohnen in dieser Zeit. Es gab einiges zu planen am Anfang, zuerst mußte ich einen Wasseranschluss und einen Wassertank bestellen. Zum Zementieren braucht es eben nun mal viel Wasser und ohne Beton geht nichts. Vom Antrag auf einen Anschluß bis die Leitung endlich gelegt wurde dauerte es drei Wochen. Bis dahin holte ich mir das Wasser in der Stadt, stellte einen Behälter auf das Auto und stand nackt darunter zum duschen. Pech, wenn gerade Besuch kam. Es mußte ja niemand hinschauen wenn es ihnen nicht paßte. Den Autos die 150 Meter weiter weg auf der William Creek Road durchfuhren, winkte ich meistens zu. So hatten die Touristen Zuhause etwas zu erzählen. Als ich zwei Wochen später den Opal Schleifkurs am TAFE begann, hatte ich vor allem im Winter gelegentlich eine Dusche dort. Im WC waren Duschen, die waren aber immer abgeschlossen. Ich dachte mir, wenn ich fragen würde um sie zu benutzen und es würde abgelehnt, sei es verdächtig wenn trotzdem jemand dort duscht. Also ging ich einfach in die Toilette nebenan und bin oben rübergeklettert. Die wissen bis heute nicht wer da Monatelang lang regelmäßig gratis duschte.

Der erste Winter im Wohnmobil war nicht immer angenehm. Manchmal war es fast null Grad in der Nacht, da klapperten mir die Zähne. Neben meinem Wohnmobil machte ich dann jeweils ein großes Feuer damit es halbwegs erträglich war. Am Lagerfeuer trank ich einige Gläser Whisky um die Kälte weniger zu spüren wenn ich mich danach meistens zitternd in den Schlafsack legte. Wenn alles nichts half verbrachte ich den Abend im Pub und danach war ich bis 4 Uhr in der alten Pizza Bar. Zuerst mußten beim neuen Zuhause einige Tonnen Geröll aus der Mine geschafft werden. Aber sicher nicht mit Schaufel und Schubkarre! Eines Tages lernte ich einen weiteren Nachbarn kennen, Jason, ein waschechter "Outback-Aussie" wie er Buche steht. Er war ganze fünf Jahre jünger als ich, aber dank zuviel Sonne sah er auch schon fast wie dreissig aus. Die Sprache war auch relativ typisch, jedes zweite Wort hieß "Fuck", "Cunt" oder "Poofter". Je nach Lust und Laune wurden diese Wörter auch beliebig aneinandergereiht. Daß man vor noch nicht allzu langer Zeit gerade auf dem Land für jedes dieses Wörter etwas Geld in eine sogenannte "Swearbox" deponieren mußte, wußte auch er nicht mehr. Jedenfalls hatte er einen Bobcat. Diese Maschine hatte vier Räder und vorne eine hydraulisch betätigte Schaufel welche etwa vier Schubkarren voll Material faßte. Ich zahlte ihm 30$ pro Stunde wenn er bei mir arbeitete. Zuerst war er so reserviert mir gegenüber, daß er mir komisch und unfreundlich vorkam. Aber ich war ja eigentlich auch so, Fremden gegenüber, jedenfalls. Doch nach einigen Tagen wurde es richtig gutes Teamwork, da wir beide uns regelmäßig während und vor allem nach getaner Arbeit einige Stubbies Draught gönnten. (Eine Australische Biermarke, was sonst?) Die Räume waren alle nur grob bearbeitet und mußten noch getrimmt werden. Meistens mit dem Pickel, aber ab und zu auch mit Gelignite, eine Art von Dynamit. Für die gewünschte Dosis zerschnitt ich einfach die Dynamitstangen, mit Vorsicht natürlich, denn sie enthielten Nitroglyzerin. Wenn es heiß war, dann "schwitzte" es aus den Stangen, d.h. Tropfen von reinem Nitro erscheinen außen. Das war dann hochempfindlich und sehr heikel. Einer Tages sprengten wir unter einem Schacht. Wir saßen wir draußen, rauchten eine Zigarette und warteten auf den Knall. Als es dann knallte, kamen faustgrosse Stücke Gestein himmelwärts aus dem Schacht, da zogen wir die Köpfe aber schnell ein! Es war dennoch lustig und es war ja auch nichts weiter passiert, nur einige Beulen mehr am Auto, was soll's? Mit seinem Bobcat konnte Jason gut in den Dugout fahren ich fand es etwas riskant, mit seinem rauchigen Benzinmotor, aber er hielt einfach die Luft an und hatte keine weiteren Bedenken. Ich blieb jedenfalls draußen. Fast jeden zweiten Tag kam er vorbei und dazwischen arbeitete ich mit dem Schlagbohrer und Kompressor den mir mein Nachbar Ben ausgeliehen hatte. Es war harte Arbeit, vor allem die Decke abzurunden. Der Schlagbohrer war sicher um die 15 kg schwer, so einen Muskelkater in meinen Armen hatte ich noch nie gehabt. Nach etwa 2 Wochen war das meiste Geröll draußen im Bulldozercut. Aber wo vorher eine Vertiefung war, war jetzt ein Hügel und falls es regnen würde, würde mir das ganze Wasser in den Dugout fließen. Nicht, daß es häufig regnete, aber nach Murphys Gesetz war die Wahrscheinlichkeit jetzt am größten. Ben redete sowieso schon lange von dem "großen Regen" welcher mal fällig sei. Also mußte jetzt schnellstens ein Bulldozer her um den Abraum wegzustoßen. Das war wieder mal ein guter Grund einige Zeit im Pub zu verbringen und herumzufragen. Es war nicht einfach jemanden mit so einer Maschine zu finden. Vor 20 Jahren waren noch über 150 Bulldozer im Einsatz in Coober Pedy, heutzutage waren es noch etwa 15. Aber es brauchte immer jemand etwas Geld und so eine Arbeit brachte mit Sicherheit etwas Cash, nicht wie die Opalsuche. Drei Tage später kam dann Kim mit seinem Lastwagen und Bulldozer. Meine Nachbarn Ben und Robi hörten das Spektakel und kamen prompt mit einer Flasche Ouzo vorbei. So saßen wir drei auf dem Hügel schauten dem Dozer zu und tranken Ouzo. Ich muß wohl kaum erwähnen, daß nach dieser Flasche keiner von uns noch viel arbeitete. Es ist schon faszinierend, wieviel Kraft in so einer Maschine steckt. Tonnen von Geröll konnten so einfach verschoben werden. Es kostete aber auch genug, 300$ pro Stunde mit Anfahrt und allem. Doch das war es wert. Innerhalb von 3 Stunden war alles verschoben und wieder ein großes Loch vorhanden wo das Wasser abfließen konnte. Am selben Abend ging ich noch zu Perry. Vor nicht allzulanger Zeit hatte auch er einen Abbruch einer Beziehung, aber mit noch mehr Drama und Theater als ich. Seitdem trank er abends etwas Wein da er wenig von Schlaftabletten hielt. Und seine Gesellschaft war immer lustig und interessant. Als ich ankam, saß er unter der Veranda mit Winko. Winko war ein Kroate und natürlich auch auf Opalsuche. Als ich dann erzählte, daß ich einen Bulldozer zuhause stehen habe, kamen ihm sofort jene Geschichten in den Sinn. Winkos teuerster Sex sei auf einem Bulldozer gewesen, die Frau auf dem Schoß und die Maschine am laufen. Es endete in einer Seitenwand eines Bulldozercuts, mit 40'000$ Schaden an der Maschine! Es sei trotzdem schön gewesen, einmal abgesehen von der Reparatur an der Maschine nachher. Immer noch billiger als Alimente, scherzte er. Aber das war in einer Zeit wo wirklich fast jeder Opal fand und viel Geld vorhanden und all die Kosten kaum ein Thema waren. Heutzutage lebte er alleine, hatte aber Gefallen gefunden an Aboriginal Frauen. So kam ab und zu die eine oder andere bei ihm vorbei, mit der halben Familie natürlich. Während er sich mit ihr im Schlafzimmer vergnügte, leerten ihm die netten Verwandten jeweils den Kühlschrank und was immer an Alkohol da war. Aber was soll's, meinte er. Solange sie danach wieder gingen würden, sei das halb so wild. So zechten und erzählten wir die halbe Nacht. Danach folgte eine holprige Heimfahrt, ein guter Schlaf und ein böses Erwachen. Der Ouzo und der Wein vertrugen sich offenbar nicht allzu gut. Wenigstens war Freitag und kein Schulunterricht. Das war eigentlich der Tag der von der Schule aus vorgesehen war, Mining zu gehen und auf eigene Faust Erfahrungen zu sammeln. Aber ich arbeitete lieber zuhause, da ich letztes Jahr genug auf den Opalfeldern war. Und wer weiß, auch zuhause hätte ich ja Opal finden können. Es kam aber anders, Perry und sein Kollege kamen vorbei am morgen früh. Mit einem über 30 Jahre alten Landrover. Ob ich auch baden kommen wolle? Klar doch, bei diesen Temperaturen. Wir fuhren etwa 50 Kilometer Richtung Westen, davon etwa 20 in die verbotene Woomera Zone, ein Militärgebiet in dem auch schon Atombomben vor langer Zeit getestet wurden. Zur Sicherheit hatten wir einen Geigerzähler dabei. Jedenfalls war dort ein wunderschönes Wasserloch zum Schwimmen. Wieder zuhause, mußte ich dann richtig vorausplanen, denn bevor das Geröll draußen war, wußte ja niemand wie groß die Mine eigentlich war. Leider war sie nicht ganz so groß wie ich erhofft hatte, es hätte ja sein können, daß tiefer unten noch mehr Räume waren. Der Wasseranschluss und Tank waren auch bald da. So mußte ich den Tank auf den Hügel schaffen und die Plastikleitung verlegen. Das hört sich einfach an, aber bei über 40 Grad wollte ich eigentlich nicht unbedingt draußen an der Sonne arbeiten. Aber der Gedanke, endlich bald drinnen duschen zu können, spornte mich an. Nach einigen Tagen hatte ich endlich fließend Wasser! Aber es war so heiß, daß an eine Dusche nicht zu denken war. Denn ganze 50 Meter schwarze Leitung lagen ja noch auf der Oberfläche. Und wohin mit dem Abwasser? Wo ich die Dusche plante, war so ziemlich der tiefste Punkt im Dugout und der Boden war viel zu hart um mit dem Pickel einen Graben zu machen. Aber ich hatte mit dem Bau der Dusche sowieso noch nicht richtig angefangen. Nur Wasser von oben und ohne Ablauf unten war einfach nicht das Wahre. Zuerst mußte ich einmal den Boden zementieren, denn duschen und im Dreck stehen paßte mir auch nicht so recht. Das Abwasser der Dusche sammelte ich in einem Eimer und trug es hinaus, bis auf weiteres, oder bis bessere Ideen kamen, eines Tages. Es war interessant wie jeder andere Prioritäten hatte beim Bauen. Einer wollte zuerst eine anständige Toilette, ein anderer ein richtiges Schlafzimmer, eine Küche oder ein Wohnzimmer. Ich hatte noch immer keine Toilette, 30 Meter weiter weg war ein Schacht den ich provisorisch zugedeckt hatte, mit einem Loch in der Mitte. Eines Tages baute ich sogar einen "Thron" und Häuschen darum. Vorläufig war es jedenfalls gut genug. Man hatte eine gute Aussicht von dort und wenn man dabei sitzen konnte, war es dann schon viel angenehmer. Aber wieviel Zeit verbringt man auf dem WC? Vor allem wenn es draußen in der Hitze war und man von hunderten von Fliegen umgeben war. Gerade auf dem WC konnte man sich lebhaft vorstellen, wo die Fliegen vorher waren. Jeden Tag arbeitete ich etwas, egal was, wenn nur etwas getan wurde und man einen Fortschritt sehen konnte. Als alle Räume sauber waren, begann ich in der Küche eine Mauer zu zementieren, um ein Fenster einzubauen. Es war ja nur ein Loch vorhanden im Fels. Das wichtigste war mir, daß zuerst einmal alle Öffnungen geschlossen waren, sonst war es im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt. Ich mochte gar nicht daran denken wieviel noch alles zu tun war. Man sah einfach kein Ende. Nach jeder Mauer oder was ich auch immer fertigstellte, war ich tief befriedigt wieder etwas näher am Ziel zu sein. Vor allem das große Loch wo wir mit dem Bobcat reingefahren sind mußte verschlossen werden. Dort baute ich eine Türe ein und es war doch schön, wenn nicht gar ein Luxus, zwei Eingänge zu haben. Nach einem Monat hatte ich so ziemlich alles provisorisch verschlossen und der Temperaturunterschied zu draußen war schon beträchtlich. Die nächste Arbeit war die Wände zu versiegeln. Es löste sich sonst immer feiner Staub ab, ich konnte mir nicht vorstellen, daß dies auf Dauer gesund sein konnte. In der Küche fing ich an mit Zement die Wände zu bedecken, alles Handarbeit und mit Gummihandschuhen. Wie schön wäre es doch gewesen, eine Zementspritzmaschine zu haben! Nach einer weiteren Woche war die Küche soweit fertig, Wände und Fenster jedenfalls. Natürlich noch nichts eingebaut. Aber alles auf diese Weise zu machen, da würde ich ja nie fertig. Ich lieh mir dann doch eine Farbspritzmaschine von Mick aus. Darin füllte ich eine Mischung aus Wasser und Lockcrete, dies war ein Zusatz um Zement Wasserfest zu machen. Das verklebte die Poren des Gesteins und ging recht schnell, vor allem an der Decke konnte ich auf keine andere Art etwas anbringen. Wie lange es halten würde, konnte man im voraus nie wissen. Jeder Dugout hatte eine andere Bodenbeschaffenheit. Es konnte 10 Jahre halten, oder nur ein Jahr. Zement war das einzige das wirklich hielt, das war aber mit extrem viel Arbeit verbunden. Auch der Boden war ja noch immer Gestein und auch von da kam auch immer wieder Staub. Eines Tages mußte er betoniert werden. Aber wann? Das war noch in ferner Zukunft. Bis dahin hatte ich Kies gelegt, jede Woche spritzte ich mit dem Gartenschlauch etwas Wasser und der Hausputz war getan, so einfach war das. Ich fing bald an, zu möblieren. Zwei alte Autositze, ein Stück Plexiglas auf zwei Autoreifen als Tisch und einen alten Kühlschrank als Lebensmittelkasten, (eine "Tuckerbox", nannte man so etwas, das Wort "Tucker" hieß im Aussie Slang soviel wie "Lebensmittel"). Und immer wieder kriegte ich Besuch von Kollegen und Nachbarn. Man wollte doch sehen wie der Bau voranging. Und nicht selten haben sie auch gleich mit angepackt beim Bauen. Die Leute kamen auf Besuch und standen eine Stunde am Zementmischer und schaufelten. Wo sonst gab es das? Obwohl ich das meiste alleine machen wollte, ging es doch fast nicht ohne Hilfe ab und zu. Ich war jedenfalls froh um die Gesellschaft, denn jeder hatte gute und nützliche Tips für den Bau. Wir hatten gute Zeiten, haben viel geschwitzt und viel Bier getrunken. Eines Abends saß ich mit Martin, Jason und seiner Freundin Sam im Dugout. Wir diskutierten, wie und was man alles bauen könnte. Da habe ich vorgeschlagen die große Wand mit der Türe anzumalen. Vier Eimer verschiedene Farbe und vier Pinsel hatte ich noch und jeder sollte einfach malen auf was er Lust habe. Nach zwei Stunden waren dann eine zwei Meter lange Schlange, ein mutiertes Strichmännchen und jene abstrakte Muster gemalt. Und das blieb dann dort für zwei Jahre. Jedenfalls war dies besser als die grauen Zementblöcke anzuschauen. Ich installierte zwei Solarpanels mit je 60 Watt Leistung auf dem Hügel, so hatte ich ausreichend Strom für Licht und Musik am Abend. Nach wie vor schlief ich draußen im Ford Transit, das Schlafzimmer war noch viel zu staubig und es mußte noch viel daran getan werden. Und irgendwie hatte ich noch Hemmungen in einer Höhle zu schlafen. Draußen war es eigentlich wirklich schön, jeden abend sah ich den Sternenhimmel zum einschlafen. Sterne von Horizont zu Horizont, das gab es fast nirgends sonst. Nur der Mond war gelegentlich viel zu hell. Im Winter wurde es früh dunkel und die Temperatur in der Nacht ging eben bis fast auf null Grad. Eigentlich war es viel zu kalt um draußen zu schlafen, aber wunderbar um zu arbeiten tagsüber. Vor allem waren keine Fliegen mehr da, das war wirklich zu genießen. Denn sobald man im Sommer draußen war, hatte man konstant einige Hundert dieser Viecher um den Kopf. Und sie liebten Zement! Das zog sie in Massen an und sie wußten genau wann man beide Hände voll hatte. Dann kamen sie voll in die Augen, Nase und Mund. Man hätte dabei halb verrückt werden können. Ironischerweise war ich nicht der erste der mein Schlafzimmer benutzte. Das war ja anfangs fast zur Decke mit Geröll gefüllt und immer noch sehr staubig. Als ich eines Tages zum Postoffice ging, sah ich zwei Motorräder mit Schweizer Kennzeichen. Vor dem Office stand ein Paar mit passender Kleidung und studierten den Papierkram von der Touristeninformation. Beim vorbeigehen fragte ich auf Schweizerdeutsch, ob ich helfen könne? Zuerst schauten sie mich nur an, total erstaunt, wie wenn sie noch nie einen Menschen gesehen hätten. Ein staubiger Einheimischer spricht sie auf Schweizerdeutsch an! Aber wir kamen sofort ins Gespräch und ich sagte, daß sie gerne bei mir übernachten könnten, falls sie etwas Staub nicht störe. So kam es, daß Claudio und Maya einige Tage bei mir wohnten noch bevor ich selber eingezogen war. Abends gingen wir auf ein Opalfeld mit einer Ultraviolettlampe in der Hoffnung etwas zu finden. Einige schöne Andenken findet man immer und Coober Pedy war für die beiden auf diese Weise eine etwas interessantere Erfahrung weder für viele andere Touristen die keine Einheimische kennenlernten. Im großen ganzen genoß ich es so alleine zu leben. Kein Telefon, kein Fax, sondern einfach nur Ruhe. Ich schrieb viele Briefe und erhielt auch viel Post. Für einige Monate las ich keine Zeitung, schaute nie Fernsehen und hörte nur am Samstag morgen Radio. Da war 3-4 Stunden nur Blues von einer Station in Alice Springs. Aber in voller Lautstärke, schließlich liefen meistens noch der Generator und der Zementmischer. Die Anlage die ich in den Camper einbaute war das Geld wirklich wert. Diese Abgeschiedenheit war ganz gut für eine Weile. Doch mit der Zeit wurde man etwas komisch wenn man alleine lebte, es kam sogar Langeweile auf. Es würde schon mehr Spaß machen all das mit jemandem zu teilen, dachte ich mir.