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Das Erste Mal auf Opalsuche

Etwa 2 Wochen nach meiner Ankunft war Stefan ohne Arbeitspartner. Er war ein Schweizer und lebte auch schon einige Jahre in Australien. Auch er arbeitete häufig mit Touristen, aber die reisten ja früher oder später wieder weiter. So beschlossen wir, zusammen unser Glück zu versuchen. Morgens um acht Uhr dreissig kam er mich abholen. Ich hatte mir tags zuvor ein Headlight gekauft, eine Lampe die vorne am Helm befestigt wurde. Die Batterie wurde am Gürtel getragen. Sein Auto, eine gelbe alte Klapperkiste hatte eine Ladefläche, dort drin war ein Stromgenerator, eine Bohrmaschine, 100 Meter Kabel und einige Leitern. Wir gingen auf das New Field, das neue Feld, welches vor 4 Jahren voller Aktivität war. Man machte einen Unterschied zwischen Mining und was wir taten, Pillarbashing. Mining hieß, eine Mine zu erschaffen, mit Maschinen oder Sprengstoff. Pillarbashing bedeutete, in bestehende Minen zu gehen und die Pfeiler sowie Wände nochmals zu untersuchen. Natürlich nur, wenn die Mine keine Pegs mehr hatte und die vorherigen Besitzer ausgezogen waren. Als Pegs benutzten wir vier Holzpfosten mit Registrierten Nummern. Im Abstand von 50 mal 50 Metern gesteckt war das dann ein abgesteckter Claim und außer darüber zu fahren, durften andere Personen dort gar nichts machen. Dieser Grund gehörte dem Besitzer der Pegs und wenn etwas darauf passierte, war diese Person auch dafür verantwortlich. Die Bohrlöcher wurden selten abgedeckt oder markiert und waren bis zu zwei Meter im Durchmesser und bis zu 30 Meter tief. Wir fuhren eine ganze Weile auf dem Feld herum um eine geeignete Mine zu finden. Das war gar nicht so einfach denn wir waren ja nicht die einzigen die so arbeiteten. Viele hatten einfach nicht das notwendige Geld um sich Maschinen leisten zu können. Oder brauchten Geld um ihre Maschinen zu reparieren und sich Diesel leisten zu können. Eine möglichst "neue" Mine zu finden wäre am Besten gewesen, die Wahrscheinlichkeit, noch etwas zu finden wäre dann am Größten. Man suchte sich dann ein kleines Loch, mit möglichst gut erhaltenen Wänden. Das heißt, mit möglichst wenig losem Gestein an den Seiten. Wenn immer wir beide ein gutes Gefühl bei einem Ort hatten, hielten wir an und schauten ob wir etwas Opal auf dem Abraum fänden. Es mag sich komisch anhören, ein "Gutes Gefühl", doch Opalsuche war eine Glücksache und man konnte wenig Logik dabei anwenden. Früher hatte man einen Hut in die Luft geworfen und dort gegraben wo er hinfiel. Wie ich später lernte, konnte auch das Überleben in den Minen von einem gewissen Gefühl abhängen. Nach etwa 2 Stunden fanden wir dann endlich einen Ort der relativ neu erschaffen war und verlassen aussah, sowie auch einigermaßen sichere Löcher hatte. Zuerst mußten wir das heutige Datum auf die Pegs schreiben und sie dann so ungefähr 50 mal 50 Meter in den Boden stecken. Mit einem Spiegel reflektierten wir die Sonne in den Shaft (Loch) und schauten ob er unten offen und mit einer Mine verbunden war. Sah es gut aus, dann legte man die Leitern neben dem Loch zurecht. Acht Stück, aus Stahl und je drei Meter lang, eine hängte man an der anderen an, da kam einiges Gewicht zusammen. Das Teamwork mußte stimmen, sonst endete es in einem Rückenschaden oder sonst einem Unfall. Wir legten ein dickes Stahlrohr über das Loch, mit einem Fuß stand man darauf und ließ die Leitern herunter. Die ersten vier waren einfach zu halten, Stefan hielt sie und ich nahm jeweils eine neue Leiter, hängte sie ein und half sie runter zu lassen. Die Tiefe haben wir vorher mit einem Seil ausgemessen, nach 7 Leitern kam die Letzte, welche dann oben an das Rohr eingehängt wurde. Als nächstes ließen wir unsere Pickel an einem Seil hinunter. Zuerst gingt Stefan runter, um zu sehen wie groß die Mine war. Wenn sie groß genug wäre und rentabel aussehen würde, ließ ich den Rest unserer Ausrüstung runter. Als Stefan unten war legte ich mich vorsichtig neben das Loch, so daß keine Steine hinunterfallen konnten. Nach 10 Minuten kam das okay von Stefan, es seien, soweit sichtbar, auch keine Schlangen unten, nur einige Redback Spinnen unten am Loch. Also zuerst mußte ich die 100 Meter Kabel, dann eine große Bohrmaschine mit einem 1,5 Meter langen Bohrer daran sowie ein Blacklight (Ultraviolett Lampe) in das Loch hinunterlassen. "Alles klar?" rief ich hinunter. "alles unten", kommt die Antwort. Ich startete den Generator und zog den Helm an. Dann stieg ich auf die Leiter. Ein komisches Gefühl war es schon, nur nicht hinauf schauen, wegen dem Staub und sonstigem kleinem Gestein welches in das Gesicht fallen könnte. So frei hängend in ein Loch steigen, ungesichert natürlich, einen Meter Durchmesser und kein Boden für die nächsten 24 Meter, das runtersteigen kam mir vor wie eine Ewigkeit. Auf diese Distanz brauchte es keinen großen Stein um den Helm zu spalten, vor allem die ersten zwei Meter waren alles loses Gestein, und da sollte sich nichts lösen wenn man fast unten ist. Zuerst mußte man vorsichtig alle größeren Steine prüfen, ob sie lose sind. Es ist einer dieser Augenblicke im Leben, wo man sich nur auf sich selber verlassen durfte. Schätzte man einen Stein falsch ein und er fiel, dann wäre es aus gewesen.... Unten angekommen tat sich mir eine neue Welt auf. Tunnels in jede Richtung, sogar gegen oben und unten. Stefan erklärte mir auf was ich achten müsse. Vor allem die Decke sollte ich ab und zu abklopfen, wenn es sich hohl anhörte, dann sollte ich sehr vorsichtig weitergehen. Dann könnte weiter oben ein Riß sein, parallel zur Decke, ob und wann es fällt, wußte man nie. Die erste Stunde blieben wir zusammen und suchten mit der UV-Lampe nach Opal oder Spuren (Trace) davon. Als wir dann etwas fanden an dem es sich lohnte daran zu pickeln, blieb ich zurück und er suchte weiter. Mir bereitete es Spaß, eine kleine Ader Potch zu verfolgen, das ist Opal ohne Farbe, aber das kann sich jederzeit ändern. Der Ader ging ich dann nach bis ich naßgeschwitzt war. Ich hatte ein Loch etwa 40 cm tief in die Wand gespitzt bis endlich ein bißchen Farbe im Material war. Ich spürte das, was man wohl Opalfieber nennen kann. Eigentlich vergißt man dabei alles, nur noch die Farbe des Opals in der Wand und ihn zu verfolgen war wichtig in diesem Moment. Als dann Stefan vorbei kam, sagte er ich solle besser aufhören, ich sei soweit drin, daß wir wohl besser eine Sprengung machen würden. Zwar sehe es nicht so gut aus, aber man wisse ja nie. Es könnte ja auch Anfängerglück sein. Ich ging dann auch etwas weiter in der Mine, haute den Pickel hier und dort mal in die Wand, denn ich wußte ja noch nicht, wo es am interessantesten war. Das machte Anfängerglück aus, ohne Logik zu pickeln, weil der Opal sei ohnehin dort wo man nicht suche oder wo man keinen Opal erwarte. Man konnte jahrelang in einer Mine arbeiten und dennoch nie die große Ader entdecken (falls eine vorhanden war). Jemand anderes kommt später und findet Opal mit dem ersten Schlag des Pickels. So etwas gab es häufiger als man dachte, vor allem war es meistens so, daß man selber knapp einen großen Fund verpaßte. Nach fünf Stunden hatten wir dann genug und gingen nach Hause, am nächsten Tag wollten wir Sprengstoff mitbringen. Wir beide waren total staubig und dreckig aber das war normal wenn man in alten Minen manchmal auf allen Vieren herumkriecht. Total müde, aber glücklicher als ich seit langem gewesen war, hatte ich sogar einen guten Schlaf. Und träumte von einer dicken, farbigen Opalader in der Wand. Was denn sonst? Aber da war natürlich auch die Angst vor Nightshiftern, welche des Nachts in fremde Minen gingen um Opal zu stehlen. Das Gesetz konnte wenig dagegen tun, eine Busse von bis zu 20'000$, zwei Jahre Gefängnis und ein Verweis vom Opalfeld war das Maximum. Aber was nützte das, wenn in einer Nacht einige 100'000$ gestohlen werden konnten? So mußte sich ein Nightshifter auch nicht wundern, wenn ein paar Bomben losgingen wenn er am "arbeiten" war. Das war sehr wirkungsvoll, da die Dämpfe giftig waren und ein Überleben unwahrscheinlich war. Ich fand das fair, denn wenn jemand 20 Jahre schuftete und dann endlich etwas Größeres fand, sollte ihm das keiner stehlen. Diese Methode wirkte früher jedenfalls sehr gut, bis eben zuviel Polizei im Ort war und die Verbrecher schützte. An manchen Orten gab es ein Komitee, welches bestimmte, wenn einer den Bogen überspannt hatte. Eine Flasche Wasser vor der Türe eines Übeltäters hingestellt, bedeutete eine klare Warnung: "Mach, daß Du wegkommst, solange Du noch kannst".