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Verirrt in der Mine

Nach einigen Wochen Opalsuche mit Stefan dachte ich, daß ich mich doch eigentlich ganz gut Untergrund zurechtfinde. Wir waren wieder auf dem New Field welches auch Zorba Extension genannt wurde und hatten die Ausrüstung hinuntergelassen. Wie meistens unten in einer Mine, gingen wir separate Wege, so konnte man schneller herausfinden wo denn am wahrscheinlichsten noch Opal sein könnte. Aber zuerst mußten wir jedoch auskundschaften wie groß und wie gefährlich die Mine war. Das war meistens einfacher gesagt als getan. Doch war es ja der halbe Spaß an der Sache, durch alle Gänge zu gehen und zu schauen wie die Bodenbeschaffenheit war. Diese Mine war von einer Tunnelmaschine gemacht worden und ziemlich "sauber', d.h. es lag nicht viel Geröll herum und man mußte wenig kriechen, meistens konnte man sogar aufrecht gehen. Anfangs waren viele Minen so, aber manchmal wurde noch sehr viel gesprengt nachdem die Tunnelmaschine fertig war und das Geröll blieb liegen. Eine Tunnelmaschine wurde meistens in ein großes Loch von bis zu 2.5 Meter Durchmesser mit einem Kran hinuntergelassen und begann von dort aus Gänge zu fräsen. Aber es gab auch Minen, wo die Tunnelmaschine mehrere hundert Meter fuhr und dann an einem anderen Ort zur Oberfläche, oder in einem Bulldozercut aus dem Boden kam. Ein Bulldozercut heißt, daß mit so einer Maschine ein Loch gemacht wurde, einer der größten war über 300 Meter lang und etwa 35 Meter tief. Unter den meisten kleineren Löchern gingen mehrere Tunnels in alle möglichen Richtungen, denn durch diese etwa 80 cm breiten Löcher wurden die Rohre vom Blower heruntergelassen. Unten gingen die Rohre dann bis zu 30 Metern in den Tunnel wo die Maschine gerade arbeitete. Durch diese etwa 30cm dicken Blechrohre wurde das Geröll und der Staub abgesaugt. Viel weiter als 30 Meter konnte es nicht gehen da sonst die Saugleistung nicht mehr ausreichte. Wenn eine Opalader aber weiter verfolgt wurde, mußte wieder ein neues Loch gebohrt und der Blower, also der große Staubsauger, auf der Oberfläche versetzt werden. Wie schon vorher erwähnt, waren Blower meistens alte Lastwagen auf denen eine große Saugturbine montiert war. Von dort führte ein Rohr senkrecht nach unten in die Mine und den Tunnel wo gerade gearbeitet wurde. Manchmal überschnitten sich Minen aber auch, d.h. mehrere Minen waren zusammen verbunden und hatten mehrere "Stockwerke". Beim ersten Loch zur Oberfläche hin welches ich erreichte, waren elf Tunnel in alle Richtungen, so ging ich in den ersten auf meiner linken Seite, das war eine Sackgasse nach 15 Metern. Der zweite führte unter ein anderes Loch, das war wieder ein "Ballroom", wie größere Räume genannt wurden. Dieser hatte 15 Tunnels in alle Richtungen. Meine Orientierung war noch gut und ich wußte, woher ich gekommen war. Im dritten Raum danach waren noch 8 Tunnels und beschloß, alle für etwa 10 Meter zu überprüfen und nicht mehr weiter zu gehen. Gesagt, getan. Dann wollte ich wieder zurück woher ich gekommen war. Doch hatte der Raum in den ich nun kam noch mehr Tunnel als derjenige wo ich vorher gewesen war und sah irgendwie anders aus. Mir wurde nun ganz anders! Nur keine Panik, sagte ich mir! Ich versuchte, den ersten Raum zu finden, doch hatte ich mir die Räume nur aus einem einzigen Blickwinkel aus eingeprägt. Aus einer anderen Richtung sahen sie komplett anders aus. Ganze 30 Minuten irrte ich umher, nie weiter als 25 Meter von dem mir bekannten Gebiet. Aber es sah immer wieder anders aus und ich konnte mich nicht mehr erinnern wo ich schon gewesen war. Natürlich hatte ich jetzt auch etwas Angst und das half dem Erinnerungsvermögen absolut nicht. Ich machte mir natürlich auch Gedanken, ob ich noch auf unserem Claim war. Ein Nachbar mußte ja nicht unbedingt bösartig sein, aber wenn er gerade sprengen würde wenn ich daher kam, wäre es mit mir aus gewesen. Ein unschöner Gedanke! Was konnte ich tun? Am besten absitzen, eine Zigarette rauchen und mich beruhigen. Es war zwar nicht einfach ruhig zu bleiben aber herum rennen wie ein kopfloses Huhn wäre sicherlich nicht angebracht gewesen und an Schlangen die auch da sein konnten, durfte ich schon gar nicht denken. Selten in meinem Leben mußte ich mich derart unter Kontrolle halten. Die einzige Hoffnung war zu lauschen ob ich nicht Stefan irgendwo beim Pickeln hören würde. Solange mir das Licht nicht ausging, ging es ja noch. Zum Glück hatten die Lampen an den Helmen auch eine Reserve-Lampe. Aber nach etwa 6 Stunden wäre die Batterie leer, dann würde es finster werden, sehr finster. Die Theorie, wie in einem Labyrinth einer Wand entlang zu gehen, konnte nicht angewendet werden, überlegte ich. Bleibt man in einer Mine immer links, so kommt man evtl. wieder an den Ausgangsort zurück, dasselbe passiert wenn man immer rechts bleibt. Man müßte wechseln, ein Zeichen in die Wand machen wo man war und mit genug Zeit würde es schon gehen. Doch wie groß war diese Mine? Da hörte ich ein Geräusch! Endlich, nach über einer Stunde! Also ging ich los, in Richtung Geräusch. Am Ende des Ganges sah ich Licht. Ich war noch selten so froh! Ich ging auf ihn zu um Hallo zu sagen und die Geschichte zu erzählen. Doch das erschreckte Gesicht das mich anschaute, war nicht Stefan! Ein Jugoslawe oder Grieche war das! Ich sah wohl nicht minder erschreckt aus. Solange der nur nicht meint, ich sei hinter seinem Opal her! Das hätte Böse enden können, nämlich mit einem Pickel im Kopf. Ich erklärte ihm schnellstens meine Situation und er lachte erleichtert. "No Worries", meinte er, wenn das gelbe Auto (the yellow heap of shit, wörtlich) da oben unseres sei, sollte ich dem Gang links folgen und beim ersten Ballroom den dritten Gang rechts gehen. Ich würde dann wahrscheinlich meinen Partner hören. Diese Gegend sei für etwa 5 mal 5 Km untertunnelt, mit bis zu drei "Stockwerken"! Es sei ihm auch schon passiert und er sei schon über 8 Jahre bei dieser Arbeit. Außerdem sei dies keine gute Gegend mehr um Opal zu finden, er suche schon seit drei Tagen ohne Erfolg. Mit einem "Good luck, mate" verabschiedeten wir uns. Nach 5 bangen Minuten auf dem Rückweg fand ich Stefan wieder. Ich hatte eine wichtige Lektion gelernt und in Zukunft ließ ich meistens Steine am Boden als Markierung.